IKS Projekt
  • Thema & Hypothese
  • Definition
  • Vorgehensweise
  • Interview
  • Ergebnisse & Fazit
  • Quellenverzeichnis

​Interview mit Hitomi:

Kategorie 1

Wie alt sind Sie? 
Ich bin vierzig Jahre alt. 

Und von wo genau kommen Sie aus Japan?
Aus Tokio.

Leben Sie dort immer noch?
Nein, also nur meine Eltern leben dort.

Okay. Wann sind Sie zum ersten Mal nach Deutschland gekommen?
Hm, das war 1999 im Sommer.

Alles klar. Und wie lange sind Sie schon in Deutschland?
Ich bin schon seit 16 Jahren in Deutschland.

Warum sind Sie damals nach Deutschland gekommen?
Weil die Sprache mich interessiert hat.

Okay. Hatten Sie bestimmte Erwartungen von Deutschland, bevor Sie hierhergekommen sind?
​
Wenn ja, wurden diese Erwartungen bestätigt?
Ich hatte so eine Erwartung, beziehungsweise so ein Bild von Deutschland, dass die Menschen viele Urlaubstage haben und auch ihr Leben genießen. Also ganz anders als die Japaner, die sich zu Tode arbeiten. Und ja, diese Erwartung wurde bestätigt.

Kategorie 2
Okay. Haben Sie sich vor Ihrer Ankunft schon mal mit der deutschen Kultur beschäftigt?
Also ich habe mich mit der deutschen Kultur beschäftigt, aber nicht so intensiv. Aber ich habe die deutsche Sprache im Goethe Institut gelernt und in den Lehrbüchern waren auch landeskundliche Aspekte integriert und deswegen kannte ich die deutsche Kultur schon ein bisschen, also aus dem Buch. Zum Beispiel, dass die Deutschen auch gerne Bier trinken und so weiter.

Typische Dinge also. Okay.  Waren Sie sich bei Ihrer Ankunft über grobe alltägliche Unterschiede zwischen der deutschen und japanischen Kultur bewusst? Also zum Beispiel beim Begrüßen oder Verabschieden? Alltägliche Situationen wie zum Beispiel beim Einkaufen oder in der Arbeit. Wussten sie da schon ein bisschen was?
Hm, ja also ich kannte nicht so viele alltägliche Unterschiede aber bei der Begrüßung schon. Es war mir auch bekannt, dass sich die Japaner bei der Begrüßung verbeugen, aber die Europäer nicht.

Okay. Haben Sie sich vor Ihrer Ankunft mithilfe von Fachliteratur mit dem Thema interkulturelle Kompetenz auseinandergesetzt?
Leider nicht, gar nicht.

Also haben Sie dann wahrscheinlich auch vor ihrer Ankunft noch nie an einem interkulturellen Training teilgenommen?
Nein, da habe ich gar nicht teilgenommen.

Kategorie 3
Okay. Würden Sie sagen, dass es viele Unterschiede zwischen der deutschen und japanischen Kultur gibt und kann man dabei von einem Kulturschock sprechen?
Also ich finde es gibt schon einige Unterschiede zwischen der deutschen und der japanischen Kultur. Aber was mir schwergefallen ist, war eher im Gespräch, dass man immer direkt seine Meinung sagen muss und man muss immer seine eigene Meinung haben und auch immer antworten mit klarem ja oder nein und das ist mir am Anfang sehr schwer gefallen. In Japan sagt man nicht so direkt seine eigene Meinung und man hat auch manchmal gar keine eigene Meinung. Aber ich hatte den Eindruck, dass man die eigene Meinung hier immer ganz deutlich sagen muss.

Könnten Sie es sich vorstellen, sich in Deutschland niederzulassen oder für lange Zeit dort zu leben?
Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ich in Deutschland noch länger bleibe oder mich auch niederlassen werde, also wenn es möglich ist

Ja, auch trotz der kulturellen Unterschiede?
Trotz der kulturellen Unterschiede, ja.

​Kategorie 4
Womit haben Sie sich anfangs schwergetan, sich an bestimmte Dinge zu gewöhnen, beziehungsweise anzupassen
Ja, hier fallen mir sofort Trinkgeld und Dienstleistungen ein. Da man in Japan kein Trinkgeld gibt, habe ich  anfangs oft vergessen, daran zu denken, im Restaurant Trinkgeld zu geben. Die Kellner wurden dann manchmal unfreundlich. In Japan ist jedoch gerade die Kundenfreundlichkeit sehr wichtig. Außerdem sind in Deutschland die meisten Geschäfte am Sonntag geschlossen, in Japan aber nicht. Daran musste ich mich auch erst gewöhnen.

Sind Ihnen schon mal kulturelle Missverständnisse passiert? Wie haben Sie und die beteiligten Personen reagiert?
Ja, die Deutschen diskutieren und analysieren gern, wenn es Probleme gibt. Japaner machen das zwar auch, aber können auch schnell aufgeben und sagen „shouganai“ (Da kann man nichts machen), wenn sie keine Lösung finden. Mein Verhalten in solchen Situationen wurde hier schon öfter so verstanden, dass ich kein Interesse habe, zu diskutieren.

Gibt es für Sie immer noch Situationen im Alltag, die Ihnen komisch, beziehungsweise ungewohnt vorkommen?
Nein, mittlerweile gibt es keine Situationen mehr, die mir komisch vorkommen.

Sehr gut. Vielen Dank für das Interview.
Sehr gerne.
 


 

Auswertung:
​
  • Kategorie 1:
Otsuka Hitomi-san ist 40 Jahre alt und wurden in Tokio geboren. Ihre Eltern leben heute noch dort, sie selbst lebte bis 2002 in der Großstadt, dann folgte ihr Umzug nach Deutschland. Im Sommer 1999 kam sie zum ersten Mal nach Deutschland, um dort ihren Urlaub zu verbringen. Vor allem ihr Interesse an der deutschen Sprache, aber auch die Einstellung der Deutschen zum Leben brachten Hitomi dazu, den Umzug nach Deutschland zu wagen. Sie lebt nun schon seit 16 Jahren in Deutschland und unterrichtet seit März 2017 Japanisch an der Universität Augsburg.
 
 
  • Kategorie 2:
Hitomi hatte vor ihrer Ankunft in Deutschland vor allem ein großes Interesse an der deutschen Sprache. Diese lernte sie im Goethe Institut. Mit der deutschen Kultur setzte sie sich selbst nicht direkt auseinander, lernte allerdings im Rahmen des Sprachunterrichts vereinzelt landeskundliche Themen rund um Deutschland kennen. Vor Ihrem Umzug nach Deutschland war sie sich hinsichtlich grober alltäglicher Unterschiede zwischen der deutschen und der japanischen Kultur z.B. über die unterschiedlich verlaufende Begrüßung bewusst, mehr wusste sie darüber allerdings nicht. Auf ihren Aufenthalt in Deutschland bereitete sie sich weder mit Fachliteratur zum Thema interkulturelle Kompetenz vor, noch nahm sie an einem interkulturellen Training teil.
 
 
  •  Kategorie 3:
Nach ihrer Ankunft in Deutschland realisierte sie schnell, dass es einige Unterschiede zwischen der deutschen und der japanischen Kultur gibt. Sie persönlich fand es anfangs sehr befremdlich, dass man in Deutschland immer eine klare Meinung haben muss, dies kannte Hitomi aus Japan nicht. In Japan gilt ein direktes "Ja" oder "Nein" als verpönt, eine Zustimmung bedeutet nicht unbedingt, dass eine Entscheidung dabei in Stein gemeißelt ist, eine Ablehnung wird eher durch Ignoranz (also Themenwechsel) oder indirekt ausgedrückt. Dennoch lebt Hitomi sehr gerne in Deutschland und könnte sich auch trotz der vielen kulturellen Unterschiede durchaus vorstellen, sich hier niederzulassen.
 


  • Kategorie 4:
Hitomi tat sich anfangs vor allem mit dem Geben von Trinkgeld schwer, da sie das aus ihrer Heimat Japan nicht kannte. Hier trat sie oft in Fettnäpfchen, da sie vergaß, Trinkgeld zu geben und somit die deutschen Kellner teilweise verärgerte. Auch die Öffnungszeiten deutscher Geschäfte waren für sie anfangs sehr ungewohnt, denn geschlossene Geschäfte am Sonntag kannte sie bis vor ihrer Ankunft nicht. Als selbst erlebtes kulturelles Missverständnis erinnert sie sich vor allem an zahlreiche Diskussionen mit deutschen Freunden und Bekannten. Missverständlich war hierbei, dass die Deutschen sehr viel und auch ausgiebig diskutieren, die Japaner hingegen diskutieren auch, wenn sie allerdings merken, dass es keine Lösung gibt brechen sie die Diskussion mit dem Wort „shouganai“, was übersetzt „Da kann man nichts machen“ bedeutet, ab und widmen sich anderen Dingen. Dies kam ihren deutschen Freunden und Bekannten anfangs oft so vor als hätte Hitomi kein Interesse, beziehungsweise keine Lust, sich an den Diskussionen zu beteiligen. Kulturelle Missverständnisse können immer wieder passieren - heute gibt es für sie allerdings keine alltäglichen Situationen mehr, die ihr komisch oder ungewohnt vorkommen.

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